Warum es keinen 100-er Farbkasten braucht

 Okay, mit 100 Farben ist man sicher schon gut dabei (und teuer), doch auch 60, 40 oder gar 24 Farben in einem Farbkasten sind eigentlich unnötig, unabhängig davon, ob man mit Ölfarben, Aquarellfarben oder Aquarellstiften malt.

Okay, bei Farbstiften und Ölkreiden sind die Mischungen zugegebenermaßen begrenzt, da das Papier einfach nicht so viel Pigment aufnehmen kann. Doch beim Arbeiten mit cremigen und wässrigen Malmedien, sind die Mischungsmöglichkeiten schier unendlich.

Hinzu kommt, dass angemischte Farben schön "vibrieren", was bei fertigen Farbtönen nicht der Fall ist. Was heißt in diesem Fall "vibrieren"?

Die einzelnen Farbkomponenten sind in der Mischung mehr oder weniger erkennbar, während eine fertige Farbe glatt und homogen wirkt. Ein aus Blau und Gelb angemischtes Grün hat mehr Tiefe, auf Grund der verschiedenen Pigmente und ihrer Beschaffenheit. Die Pigmente sind zwar winzig und man könnte sich fragen, ob da irgendein Unterschied zu sehen ist - doch, ist er. Die Pigmente reflektieren das Licht unterschiedlich und das Auge nimmt die Tiefenwirkungen innerhalb einer angemischten Farbe wahr, empfindet sie als lebendiger.

Vor allem was Schwarz betrifft, kann ich jedem Maler nur den Tipp geben: Schmeiß das Ding weg!

Fertiges Schwarz, sofern nicht wirklich gekonnt eingesetzt, oder sofern man nicht gerade eine Grisaille malt, nimmt den anderen Farben die Brillanz. Also verhunze nicht die farbige Lebendigkeit deines Bildes, indem du deine Farben mit Schwarz abtötest.

Mische stattdessen Schwarz an. Farbiges Schwarz. Es ist natürlich kein reines Schwarz - klar, doch überlegen wir einmal, wozu man denn Schwarz eigentlich benötigt: Für Schatten, für einen Nachthimmel, für schwarze Gegenstände. Doch sind diese wirklich rein schwarz? Nein, sind sie nicht. Sie reflektieren in der Regel die Farben ihrer Umgebung, und Schatten sind in der Regel (oder nie) schwarz.

Mische dein Schwarz selbst an, mach es kühl oder warm, je nachdem, was du siehst (der Schatten  ist warm, wenn das Licht kühl ist - und umgekehrt). Ist der Schatten unter dem Gebüsch wirklich schwarz? Doch eher dunkel erdfarben, mit etwas Braunem und Violetten dazwischen. Und das schwarz lackierte Auto ist wirklich schwarz? Wenn du genau hinsiehst, wirst du feststellen, dass der Lack die Farben seiner Umgebung spiegelt, ebenso das schwarze Samtkleid, in dessen Flaum sich das grüne Kissen reflektiert. Sieh genau hin und erkenne die tatsächlichen Farben. Dann male sie.


Ich habe mal mit meinen Aquarellstiften herumgespielt. Sie liegen seit ein paar Jahren fast unbenutzt da, da ich vorwiegend mit Aquarellfarben male. Doch im Zuge des Urban Sketching gewinnen sie plötzlich an enormem Interesse für mich, da es wenig Aufwand bedeutet, sie mit nach draußen zu nehmen.

Hier zwei Farbkarten mit einigen Mischmöglichkeiten. Es handelt sich hier um Goldfaber Aqua von Faber Castell. Ich weiß gar nicht, ob diese noch auf dem Markt sind. Die Hersteller ändern ab und an die Linien und Namen der Produkte.

Hier einige Mischtöne in Grün und Blau:


Hier einige Rot- und Rosatöne, sowie die farbigen Schwarztöne:


Und zuletzt noch die dunklen Töne in Nahaufnahme:


Ganz begeistert bin ich von diesem Umbra-ähnlichen Effekt. Umbra - ob Natur oder gebrannt, waren mitunter die von mir am häufigsten verwendeten Farben, als ich noch mit Ölfarbe gemalt habe. Der Allrounder schlechthin, um stark kontrastrierende Farben zu brechen, um Schatten anzumischen und um  den Farben von Landschaften den natürlichen Touch zu verleihen.




Morgen bekomme ich ein Kästchen Aquarellstifte deluxe; Derwent Inktense. Ich bin gespannt, was sich daraus an Farben zaubern lässt 😜






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